Ja, es hat sie wirklich gegeben, diese Zeit in der man Reiseziele ohne Navigationssystem erreichen musste. So waren trotz guter Straßenkarten, vielfältigster Wegweiser und trotz oftmals sehr bemühter Reisebegleiter zeitkonsumierende Umwege keine Seltenheit. Ohne Navigationssystem ist es ja auch wirklich keine Schande etwa in einer fremden Stadt mit ihrem komplexen Straßennetz, ihren Einbahnregeln und den Sonderverkehrszonen nicht den optimalen, wenn nicht gar einen ganz falschen Weg zu nehmen. So hat es manchmal zwar etwas länger gedauert, aber am Ende konnte man auch in diesen Zeiten nach dem Erreichen der Reiseetappe mit einem Glas Wein auf den Erfolg anstoßen.
Trotz der geschilderten Herausforderungen für die topographische Orientierung - in Zeiten vor dem Navi – sind diese hinsichtlich der Komplexität nicht annähernd vergleichbar mit der für die Bevölkerung verwirrenden Vielfalt der Leistungsangebote unseres Gesundheitssystems. Die Leistungsfähigkeit der Medizin hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant verbessert, die Differenzierung und Spezialisierung vermehrt und verbreitert die Angebote massiv. Die digitalen Informationen aus allen möglichen Quellen suggerieren vielfältigste Ansprüche und Erfolgsversprechen, die man sich nur in der Medizin abholen müsste.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht wirklich verwunderlich, dass mit dem, zugegeben sehr niederschwelligen, aber weitgehend ungelenktem Zugang zu allen Ebenen unseres Gesundheitssystems inzwischen alle überfordert sind. Das betrifft die Ärzteschaft in den Spitälern und Ordinationen, unsere Partner der anderen Gesundheitsberufe und die Kostenträger im Bund, den Ländern und der Sozialversicherung.
Die Einrichtung einer kompetenten, stets erreichbaren, bundesweit einheitlichen Informationsplattform ist daher mit Sicherheit der richtige Ansatz. Die kompetente Einschätzung des Behandlungsbedarfs, der Dringlichkeit einer Intervention und der fachlichen Zuordnung sollte jedenfalls als Angebot allen zur Verfügung stehen und sie somit an den tatsächlichen „best point of service“ führen. Der primäre Kontakt über einen bei Bedarf ebenfalls durch das System führenden Hausarzt muss selbstverständlich auch weiterhin möglich sein. Beide primären Kontaktstellen sollten bei Bedarf auf Terminangebote ohne Systemgrenzen zugreifen können.
Von der Bereitschaft der Gesundheitspolitik die Angebote so weit auszubauen, dass die dafür nötigen Ressourcen auch verfügbar sind, geht die Standesvertretung aus. Die Salzburger Ärztekammer wird diese Entwicklung aktiv unterstützen, vereint sie doch beispielshaft das Bemühen um medizinische Versorgungssicherheit für unsere Bevölkerung mit den Berufsinteressen der Ärzteschaft.
Mit kollegialen Grüßen
Ihr Dr. Karl Forstner
Präsident der Ärztekammer für Salzburg
Anregungen und Kritik immer erwünscht unter: pressestelle[at]aeksbg.at
Diesen und weitere Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe der Salzburger Ärztezeitung med.ium.