Leitartikel

Aus der Salzburger Ärztezeitung "med.ium"

Irgendwann wird es wohl wieder eine neue Regierung geben. Und man braucht keine seherischen Begabungen – wir werden mit dem Gesundheitskapitel des Regierungsprogramms nicht zufrieden sein.

Ein erschreckendes Milliardendefizit des Bundes, gepaart mit explodierenden Gesundheitsausgaben der Länder, und eine Sozialversicherung, die vorsichtshalber schon einmal von Konkurs fantasiert, werden am Gesundheitssektor mutmaßlich nicht spurlos vorbeiziehen. 

Ohne schwarzmalen zu wollen – das Gesundheitssystem und damit auch die Ärzteschaft werden die nächsten Jahre als „Rendez-vous mit der Realität“ erleben. 

Dennoch ist es völlig unzweifelhaft, dass wir im Gesundheitssektor nicht einfach einige Jahre zuwarten und „durchtauchen“ können. Denn die systemischen Probleme sind längst in der Versorgungswirklichkeit der Bevölkerung angekommen. 

Und es ist ja tatsächlich die Qualität der Versorgung, die primäres Anliegen aller Interessensträger des Gesundheitswesens sein sollte. Es sind nicht Strukturen, Traditionen, liebgewordene Gewohnheiten und Besitzstände, die es zu bewahren gilt, sondern einzig die Zielsetzung, bedarfsgerechte Leistungen anzubieten. 

Irrationalität und Realitätsverweigerung (wie etwa Studienplatz-Expansionen) und „kosmetische“ Eingriffe (wie etwa die Neumodellierung aberwitziger Zahlungsströme) werden uns diesem Ziel nicht wirklich näherbringen. Aber vieles Richtige steht ja längst in Diskussion: 

  • Die uneingeschränkte Qualität medizinischer Versorgung des ländlichen Raums muss außer jeder Frage stehen, aber nicht jedes periphere Krankenhaus.  
  • Die Beratung von Patienten und ihre Navigation zum erforderlichen Leistungserbringer muss als Angebot und Unterstützung positiv besetzt sein. Blindes Suchen in der hochkomplexen „Gesundheitslandschaft“ schränkt nicht die Freiheit, sondern allenfalls die Narrenfreiheit ein.
  • Maßnahmen zur Steigerung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung würden nicht nur präventiv positive Folgen für den Gesundheitszustand haben, sondern sich auch dämpfend auf Inanspruchnahmen von Leistungen auswirken. 

Die Liste der Beispiele wäre nahezu beliebig erweiterbar. Aber nicht unbegrenzt erweiterbar ist die Zeit, die dem österreichischen Gesundheitssystem zu wirklich wegweisenden Entscheidungen bleibt. 

Die Standesvertretung der Ärztinnen und Ärzte hat zu dieser dringend nötigen Transformation Vorschläge und Konzepte. Unsere Partner sind eingeladen, sich mit uns endlich auf den Weg zu machen. 
 

Mit kollegialen Grüßen

Ihr Dr. Karl Forstner

Präsident der Ärztekammer für Salzburg

Anregungen und Kritik immer erwünscht unter: pressestelle[at]aeksbg.at

Aus dem "med.ium"

Ausgabe 1+2/2025

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe der Salzburger Ärztezeitung med.ium.